Betr.: Uwe Lehnert „Warum ich kein Christ sein will“. Diesen Titel muss man ergänzen: …“ und sein kann“. Auf nahezu 500 Seiten begründet der aus dem naturwissenschaftlichen-technische Bereich der FU Berlin kommende emeritierte Hochschullehrer Uwe Lehnert seine Entscheidung, zum organisierten Christentum auf Distanz zu gehen und dies auch nachvollziehbar zu machen.
Ein Schritt aus einer der grossen deutschen Amtskirchen, den im vergangenen Jahr erneut hunderttausende zwangsgetaufter Bürgerinnen und Bürger mit teils schlechtem Gewissen getan haben. Immer noch geistert unter den autoritätssüchtigen deutschen Christen der Irrglaube, Kirchenflucht beweise einen Charaktermangel. Immer noch halten sich viele der z.T. straffällig gewordenen „hochwürdigen Herren“ für selbstverständlich befugt und auch berufen, als kluge Oberhirten die dummen Schafe hüten zu müssen und sich dafür auch noch mittels Staatverträgen und Konkordaten fürstbischöflich alimentieren zu lassen.
Sine ira et studio, dafür leise und logisch, vertritt Lehnert bereits in der 6. Auflage als Alternative sein naturalistisch-naturwissenschaftliches Credo. Offensichtlich kommt ihm sein nicht nur an den Naturwissenschaften sondern auch sein an den Erziehungswissenschaften geschulter Scharfblick zu gute. Seine Untersuchung liest sich derart eingängig und nachvollziehbar, sodass regelrechte Lesefreude aufkommt. Wer nichts weiss muss bekanntlich alles glauben, also je mehr man weiss, umso weniger muss man glauben.
Wer Lehnerts kluges Buch liest, der hat anschliessend mehr als genug Gründe, geistig frei atmen zu können. Ein schlechtes Gewissen, Angst vor dem „Fegefeuer“ oder sogar vor dem „Ewigen Höllenfeuer“ braucht wegen eines Kirchenaustritts wirklich niemand zu haben.
Lehnert liefert seinen Lesern zahlreiche gute Gründe, den Gotteswahn ohne Geschrei zu überwinden. Praktizierte Nächstenliebe kann bekanntlich jeder jeden Tag üben.
Rezension zu dem Buch “Warum ich kein Christ sein will – Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung”.