Wolfgang Klosterhalfen: Eine gut durchdachte Gegenposition zur allgegenwärtigen christlichen Propaganda (13.2.15)
Im Herbst 2009 schrieb ich über dieses von Uwe Lehnert inzwischen mehrfach überarbeitete und erweiterte Buch:
„Zunächst einmal gefällt mir die Ruhe, Geduld und Sorgfalt mit der Lehnert, der eine Professur für Didaktik an der Pädagogischen HS Berlin inne hatte, später eine für Unterrichtswissenschaft an der FU Berlin, seine glaubenskritischen Ansichten darstellt und ausführlich begründet. Das Buch wirkt insgesamt gepflegt, auch vom Drucksatz her.
Lehnerts Religionskritik ist gut durchdacht, basiert auf umfangreichen Recherchen und berücksichtigt auch neuste Forschungsergebnisse, z.B. aussagekräftige Experimente, die nach Libet von anderen Instituten zum Problem des “freien” Willens durchgeführt wurden. Und es bietet eine Schatzkammer gefüllt mit ausgewählt interessanten Zitaten aus ganz unterschiedlichen Quellen. Wussten Sie z.B., dass Maria am Kreuz dem “Schlachtopfer ihres Sohnes liebevoll zugestimmt” hat? Sie brauchen dazu nicht den Katechismus der RKK durchzulesen. Derartiges hat der Autor mit Fleiß und Übersicht zusammengetragen. Eine didaktisch hervorragende Darstellung der Dimensionen Raum und Zeit gibt es sozusagen als Zugabe. Aber auch sie hat ihren Sinn im Gesamtzusammenhang.
“Warum ich kein Christ sein will” hat autobiographische Züge (“Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung”), ist aber alles andere als selbstverliebt. Das Spektakuläre am Buch ist paradoxerweise seine Unaufgeregtheit, sein nicht nachlassendes Bemühen um Wahrheitsfindung, seine Höflichkeit im Umgang mit dem ideologischen Gegner, sein Verzicht auf Polemik und eine Ausführlichkeit, die nicht langweilt, sondern durch die große Anzahl und gute Qualität der religionskritischen Argumente deutlich macht, dass es mit der angeblichen Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben nicht weit her ist. Und dass einer Moral, die auf Vernunft und Tatsachen basiert und nicht auf fragwürdigen Überlieferungen und Interpretationen, die Zukunft gehören sollte.“
Das Buch von Lehnert ist und bleibt ein herausragendes Werk. Wer eine sorgfältige Kritik des in Deutschland immer noch viel zu einflussreichen und stark überschätzten Christentums sucht, die auf einem wissenschaftlichen Weltbild basiert, wird hier bestens bedient.
Weitere Leserkommentare zu früheren Ausgaben, findet man (derzeit noch) bei Amazon und hier: warum-ich-kein-christ-sein-will.de.
Rezension zu dem Buch “Warum ich kein Christ sein will – Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung”.